Vergangenen Donnerstag am frühen Nachmittag. Bei der Gassirunde mit Perdie bemerkte ich einen kleinen Igel, der direkt neben dem Gehweg beim Kindergarten unterwegs war. Unüblich, dass ein Igel am hellerlichten Tag im November spazieren geht. Auf der anderen Seite des Kindergartens hatte der städtische Bauhof volles Geschütz aufgefahren: Laubbläser, Laubsauger, Aufsitzrasenmäher - da war alles mit vollem Getöse dabei. Ich vermute, dass der Igel von dieser gefährlichen Armada aus seinem Winterquartier aufgescheucht wurde. Klarer Fall, der kleine stachelige Kerl brauchte Hilfe. Zuerst wurde der Vierbeiner an meiner Seite nach Hause gebracht. Mit einem passenden Transportbehälter und robusten Gartenhandschuhen ausgerüstet, kehrte ich zurück. Der Igel hatte sich direkt neben dem Gehweg wieder "eingeigelt", völlig ungeschützt. Mehrere Spaziergänger standen mit besorgten und hilflosen Gesichtern daneben und waren sehr froh, dass da jemand vorbei kam und den kleinen Kerl einpackte.

Ein Eimer mit Laub ausgekleidet, diente zum Nachhausetransport auf dem Fahrrad





...danach Umzug in einen Karton, der mit Heu und Blättern ausgepolstert wurde



Danach folgten viele Telefonate, warten auf Rückrufe.....viel schlauer in der Igelpflege war ich bis zum Abend allerdings nicht - leider!

Tag zwei mit dem Igel

Für Freitag war vorsichtshalber ein Besuch bei der Tierärztin geplant mit der Hoffnung, Tipps für einen Pflegeplatz in einer Igelstation zu erhalten.

Schnell improvisierter Spezialtransporter für den Igeltransport zur TÄ.



Igelchen konnte leider nicht untersucht werden, er hatte sich perfekt eingeigelt, eine kleine Stachelkugel, keine Chance, ihn zu untersuchen. Allerdings wurde der kleine Flohzirkus noch gegen die vielen Mitbewohner eingesprüht. Eine Igelstation gibt es hier in der Gegend nicht, aber ich erhielt die Telefonnummer von der Wildtierpflege. Ich hoffte auf den ultimativen Tipp, was ich genau mit dem Igel machen sollte, bzw. wer sich gut mit Igeln auskennt und ihn aufnehmen könnte. Ich wurde zwar gleich zurückgerufen, aber ich bekam auch nur Tipps, was ich mit dem Igel versuchen sollte. Meine Tochter versuchte über ihre Facebookkontakte, Igelspezialisten ausfindig zu machen. Am Ende des Tages hatte ich viele z. T. recht gegensätzliche Pflegevorschläge. Es ist wie bei der Storchenpflege, man bekommt viele unterschiedliche Tipps und muss sich dann das raussuchen, was einem am vernünftigtsten erscheint.
Der Plan wird jetzt erst mal aussehen: Unser stacheliger Gast muss aus seinem Winterschlafmodus rauskommen, damit er futtert. Denn als Leichtgewicht mit 460 Gramm hat er keine Überlebenschancen. 700 Gramm sollte er schon auf die Waage bringen, bevor er wieder ins Freie darf.
Zuerst erhielt Igelchen einen Platz auf der Terrasse an der Sonne, wir müssen erreichen, dass er aus seinem Winterschlafmodus rauskommt.

Tag drei mit dem Igel

Damit der Stoffwechsel des Igelchens wieder angekurbelt wird, konnte er natürlich nicht mehr auf der Terrasse bleiben, er hat inzwischen einen Platz auf der Werkbank im Schikeller bezogen.





Das Rührei, das ich ihm gestern auf die Schnelle angeboten hatte, hatte er nicht gefressen. Heute Vormittag hab ich dann erst mal Katzenfutter besorgt und eine Wärmeflasche rausgesucht.



Die Wärmeflasche kam unter die Igelkiste.
Als es auf der Terrasse warm genug war, erhielt Igelchen wieder einen Platz an der Sonne.





...ein paar rumkrabbelnde Zecken konnte ich mit einer Pinzette fangen, aber die dicken Zecken krieg ich nicht aus dem Stachelkleid


...vorsichtiges Schnuppern am Futter...


Die Nacht verbringt Igelchen wieder mit einer Wärmeflasche im Keller.
Drückt mir die Daumen, dass er bald anfängt zu futtern und zunimmt!

LG
Ulli

Igelchen hat es leider nicht geschafft und ist für immer eingeschlafen! Wir hatten so sehr gehofft, dass es uns gelingt, seinen Stoffwechsel wieder hochzufahren und ihn zu füttern. Es hat leider nicht sollen sein. Er war heute den ganzen Tag apathisch, hat auf nichts mehr reagiert, da befürchtete ich schon nichts Gutes. Heute Abend lag er dann leblos in seinem Kistchen. Wir hätten dem kleinen Igelbuben so gerne geholfen. Aber ich bin froh, dass ich es wenigstens versucht habe. Vermutlich war er sehr krank, Igel sind ja meistens von diversen Parasiten befallen. Der Tierarztbesuch hat uns ja leider auch nicht weitergeholfen.
Mach's gut kleines Igelchen in Deinem neuen Leben im Igelhimmel, hoffentlich geht's Dir dort besser als auf dieser Welt!